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[veranstaltungstipp] Venezuela: Der Niedergang des „bolivarischen Sozialismus“ und seine Gründe

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am 10.07.2018, um 19.00 Uhr

Venezuela geht vor die Hunde. Die Phänomene des allseitigen Niedergangs dieses Landes werden mal mehr mal weniger ausführlich in der hiesigen Presse geschildert: eine darniederliegende Wirt­schaft, die mehr mit Schwarzmarktgeschäften und Schmuggel ins benachbarte Kolumbien beschäf­tigt ist als damit, das Land mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen; ein Geld mit der weltweit höchsten Entwertungsrate; eine immense internationale Staatsverschuldung, zu deren Bedienung sich der Staat nicht mehr in der Lage sieht; und schließlich ein offener Kampf um die Macht im Staat, in dem sich das von der Opposition beherrschte Parlament und die Regierung gegenseitig die Legitimität bestreiten und der unter anderem mit Straßenschlachten, Mord und Totschlag ausgetra­gen wird.

Aus den öffentlichen Kommentaren geht zugleich hervor, dass hier etwas anderes vorliegt als der übliche Fall eines in den weltweiten Kapitalismus einsortierten und ruinierten Drittweltlandes: Hier handelt es sich um einen „eigentlich reichen“ Ölstaat – ein Hinweis, der den desolaten Zustand der Wirtschaft und der Staatsfinanzen sowie die zunehmende Verarmung des Großteils der Bevölkerung erst einmal schön paradox erscheinen lassen soll. Vor allem aber geht hier ein Programm kaputt, das Volk und Nation mithilfe der Öleinnahmen gerade aus solchen Elendszuständen befreien sollte, und dem trotzdem – nein: deshalb! – die Schuld am ausführlich geschilderten Niedergang gegeben wird, womit das angebliche Paradox hinreichend erklärt wäre.

Wer Zweifel hat an der weitverbreiteten und nicht selten gehässigen öffentlichen Auffassung, dass damit die „bolivarische Revolution“ zu ihrem gerechten Ende kommt und dass ihr Scheitern eindeu­tig gegen deren Programm und für die einzig vernünftige Anpassung der politischen Ansprüche des venezolanischen Souveräns an den Status spricht, der für ein Ölland in einer kapitalistischen Welt nun einmal vorgesehen ist, dem bieten wir Gelegenheit zur Diskussion.

Lesetipp: http://kritik-und-argumente.de/wp-content/uploads/2018/07/Venezuela.pdf

[veranstaltungstipp] Die USA kündigen den multilateralen Atomdeal mit Iran

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am Dienstag, 26.6.2018, um 19.00 Uhr

Die USA kündigen den multilateralen Atomdeal mit Iran:

Trump exekutiert die Unvereinbarkeit von Amerikas Weltmacht mit An- und Einsprüchen von Feinden, Konkurrenten und Verbündeten

Der US-Präsident kündigt den Atomdeal mit Iran, der auch und gerade in Deutschland als Meisterwerk europäischer Diplomatie und Vermittlungskunst gefeiert wird, denn Verhandlungen und die Suche nach Vereinbarkeiten seien allemal besser als Ausgrenzung und Konfrontation bis hin zum Krieg.

In unserer Veranstaltung stellen wir gegen den verbreiteten guten Ruf der multilateralen Nukleardiplomatie zur Debatte,

– dass dieser Vertrag ein imperialistisches Machwerk war, mit dem von Beginn an alle Parteien komplett entgegengesetzte Interessen verfolgt haben;

– dass allen voran von Seiten Amerikas die Atomdiplomatie nicht das Gegenteil von Gewalt und Feindschaft war, sondern auf der Anwendung überlegener Gewalt beruht hat und das Programm der Feindschaft gegen Iran vorantreiben sollte;

­ was Trump trotz aller von Obama geübten und beteuerten Anti-Iran-Programmatik an diesem Deal so abgrundtief schlecht findet;

– was die europäischen Mächte an Trumps Kündigung so fundamental stört: Trump weist ihren Anspruch zurück, an der Seite der USA als „der Westen“ dem Globus ihre Ordnung zu verpassen.

Lesetipp: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/kuendigung-atomabkommens-iran

[veranstaltungstipp] „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am 15.5.2018, um 19.00 Uhr

Thema: Ein außerordentlicher Tarifkonflikt: Der unternehmerische „Vorstoß zum Ende des Acht-Stunden-Tags“ und sein Ergebnis – Arbeitgeber und Gewerkschaften kümmern sich um „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“.

Die EU in Zeiten von „America first!“

Vortrag und Diskussion

Die EU in Zeiten von „America first!“:
Das Konkurrenzprojekt „Europa“ in der Krise

BOCHUM, Ruhr-Universität, Kultur-Café
12. Juni, Einlass 19:30, Beginn 20:00 (s.t.)
Referent: Redakteure des GegenStandpunkt Verlages

Europa kann sich auf Amerika unter Trump nicht mehr wie früher verlassen!“ – „Europa muss sein Schicksal endlich mehr in die eigenen Hände nehmen!“ – „Europa muss für eine gemeinsame Weltordnung und eine offene Weltwirtschaft einstehen!“ – „Europa muss seinen Zusammenhalt und seine Friedensordnung gegen alle Spaltungsversuche von außen bewahren““ – „Nur gemeinsam ist Europa stark!“ – „Europa muss gegen die weltweite Tendenz zu nationalem Egoismus und Abschottung zusammenstehen und dafür endlich den Fortschritt zu einer wirklichen Staatenunion machen!“ Und so weiter und so fort.

Das sind die gängigen Sprachregelungen der pro-europäischen Mehrheit der herrschenden Politik im Lande Sie haben den Vorteil größter Eindeutigkeit – bezüglich der Parteinahme für „Europa“ nämlich, von der sie ganz selbstverständlich ausgehen. Ein paar Fragen werfen sie aber auch auf:

– Wenn auf Amerika „kein Verlass mehr“ ist, weil Trump droht, Regeln zu kündigen, die seiner Meinung nach Europa einseitig nutzen und Amerika schaden: Liegt Trump mit seiner Bilanz dann eigentlich gleich völlig daneben, und gehen dann die Konsequenzen in Ordnung, die Europas Führungsmächte daraus ziehen?

– Worin besteht eigentlich das „Schicksal Europas“, wenn sein bisheriger Gang durch eine gegen die bestehende Weltwirtschaft und ihre Geschäftsordnung gerichtete nationale Standortinitiative Trumps so nachhaltig gefährdet wird?

– Was meint eigentlich der Vorwurf „nationaler Egoismus“ in Richtung USA aus dem Munde derer, die ihr Volk tagein tagaus darauf einschwören, dass Deutschland seine führende Stellung in der Weltwirtschaft behalten und im Innern wie Äußern für die entsprechenden Bedingungen sorgen muss?

– Kann man über die so segensreichen „verbindlichen Regeln der Weltwirtschaft“ auch noch erfahren, was für eine Sorte Weltwirtschaft sie eigentlich wie regeln? Und was ihre allgemeine Verbindlichkeit mit dem überhaupt nicht allgemeinen Nutzen zu tun hat, der sich bei manchen Staaten, wie z.B. Deutschland, einstellt, bei vielen anderen aber so hartnäckig ausbleibt?

– Wie kann es eigentlich sein, dass Frieden und Zusammenhalt in der europäischen Staatengemeinschaft durch Spaltungstendenzen gefährdet sind, die immer bloß von außen kommen sollen?

– Warum also „muss Europa endlich“, mit Blick auf Trumps USA, aber auch auf Putins Russland und China, entscheidende „Fortschritte“ machen, und welche eigentlich – gegen alle Einsprüche, die es in Europa ja ganz unübersehbar reichlich gibt?

*

Unsere zentrale These dazu lautet: Wenn die Zuständigen der europäischen Führungsmacht Deutschland angesichts von Trumps ‚America first‘-Politik eine Besinnung auf „gemeinsame Interessen und die Verantwortung Europas für die Welt“, also die neue Dringlichkeit des europäischen Zusammenhalts beschwören – dann nehmen sie mit ihrem Projekt ‚vereintes Europa‘ Maß an der Vormacht der USA und sehen sich herausgefordert, den von ihnen geführten Staatenblock als Waffe für die Konkurrenz gegen die amerikanische Weltmacht voranzubringen.

Veranstalter: Kritik & Argumente

[veranstaltungstipp] Der Fall Skripal

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am 24. April 2018, um 19.00 Uhr

Thema: Der Fall Skripal

Ein ausgemusterter russischer Ex-Spion, den der britische Geheimdienst eingekauft hatte, wird samt Tochter vergiftet. Auch wenn Täter und der genaue Ablauf der Tat nach Auskunft der zuständigen Behörden noch gar nicht ermittelt sind, versammeln sich innerhalb weniger Tage die westlichen Führungsnationen in einer Einheitsfront gegen Russland. May lässt Sanktionen folgen, geht bis zur Drohung mit Cyberangriffen, und Nato-Sekretär Stoltenberg hält u.a. die seit längerem verstärkte Nato-Aufstellung an der Ostgrenze der EU für eine passende Antwort auf die Tat.

Was ist da los?

[veranstaltungstipp]

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am Dienstag, den 20. Februar 2018, um 19.00 Uhr

VW-Skandal – Dieselaffäre
Vom imperialistischen Charakter von Stickoxidwerten und Betrugssoftware

Im Herbst 2015 erwischt die US-Umweltbehörde einen VW-Diesel mit dem 30-fachen der vom US-Umweltrecht erlaubten Stickoxid-Menge, im Sommer 2017 wird in Deutschland ein Autogipfel anberaumt, den Politik und Industrie für dringend nötig halten, weil das „Vertrauen“ in die deutsche Schlüsselindustrie und damit in den Industriestandort überhaupt beschädigt ist. Dazwischen liegen ein Urteil eines US-Richters, das VW 23 Mrd. Strafe und Entschädigung kostet, die größte Rückrufaktion in der deutschen Automobilgeschichte und ein ausufernder „Diesel-Skandal“, an dessen Ende eben das Schicksal der gesamten Autonation D beschworen wird.

Die Nation ist sich einigermaßen einig, dass als Grund der Malaise auf Seiten der Vorzeigeindustrie beispielloses „Fehlverhalten“ bzw. „Versagen“ inklusive „krimineller Energie“ vorliegt, begleitet von großen „Versäumnissen“ der Regierung wegen „zu großer Nähe“ zur Industrie, so dass die nötige Kontrolle und Aufsicht über die Automanager durch verantwortliche Politiker fehlt. All diese Vorwürfe münden einsinnig in Plädoyers für den zukünftigen Erfolg dieser Industrie, schließlich hängt das Wohl der ganzen Nation davon ab, bilanziert in den Millionen Arbeitsplätzen. Aus der Abhängigkeit des nationalen Lebensprozesses von den Gewinnrechnungen und Markterfolgen des deutschen Industriekomplexes „Automobil“ ziehen von den Politikern über die Öffentlichkeit bis zu den Arbeiter-Organisationen alle denselben Schluss: Diese Rechnungen müssen für die Großunternehmen aufgehen, deren Geschäft muss unbedingt gelingen, weiterhin. Und alle Seiten müssen ihren Beitrag leisten, dass das „Vertrauen“ in die Branche, deren Vertretern eben noch „Verantwortungslosigkeit“ vorgeworfen wurde, erhalten bzw. wiederhergestellt wird.

Dabei kann von „Versagen“ und „Fehlern“ weder auf Seiten der Industrie noch der Politik die Rede sein. Was der US-Bundesrichter aus Kalifornien mit seinem Urteil über schmutzige Diesel in Verruf gebracht und damit aufgedeckt hat, ist die Weltmarktstrategie der deutschen „Vorzeigeindustrie“, worauf sie beruht und womit sie es heute zu tun bekommt.

 

[veranstaltungstipp] Nachträge zur Veranstaltung zum „bedingungslosen Grundeinkommen“

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am Dienstag, den 23. Januar 2018, um 19.00 Uhr

Nachträge zur Veranstaltung zum „bedingungslosen Grundeinkommen“
vom Dienstag, den 16.01.2018 im Kultur-Café der Uni Bochum

Ein Rezept gegen unzeitgemäße Armut? – Das ‚bedingungslose Grundeinkommen‘ und sein unheimlicher Freundeskreis beweisen: Der Kapitalismus ist einfach unverbesserlich!

Linke Vertreter der Idee meinen, dass die Armut, die in unserer Marktwirtschaft Marke BRD heimisch ist, angesichts beeindruckender Warenberge und Produktivkräfte eigentlich überflüssig und die Möglichkeit ihrer glücklichen Überwindung deswegen mit Händen zu greifen ist: Mit der passenden Dosis Umfairteilung wollen sie dem Kapitalismus die Bedrohung durch Armut abhandeln, die so vielen seiner Insassen zu schaffen macht.

Solche wohlmeinenden Ideen fangen sich seit jeher von den ideellen wie den wirklichen Sachwaltern der ‚herrschenden Zustände‘ mit dem Verweis auf eben diese ‚herrschenden Zustände‘, die ‚nun mal‘ so sind, wie sie sind, ihren antikritischen Konter ein: Sie beißen sich an der unumstößlichen marktwirtschaftlichen Realität einfach die Zähne aus und ihre Vertreter blamieren sich als realitätsferne Träumer – was ganz selbstverständlich für die ‚Realität‘ und gegen die Verbesserungsideen sprechen soll.

Doch mittlerweile hat das bedingungslose Grundeinkommen neue, mächtige Freunde gewonnen: In Davos und anderswo wird der Vorschlag von Industriekapitänen und Konzernvorständen selbstbewusst aufgegriffen und als Antwort auf die ‚Probleme‘ ihrer schönen neuen ‚Arbeitswelt 4.0‘ ins Spiel gebracht – die sie in den goldenen Zeiten digitalisierter Weltmarktkonkurrenz mittels Massenentlassungen und Niedriglöhnen auch weiterhin tüchtig herzustellen gedenken. Und auch die Politik denkt über das Grundeinkommen nach; darüber nämlich, ob es nicht ein zeitgemäßer Ersatz für die ein oder andere kompliziert konstruierte Sozialkasse sein könnte – und kündigt damit an, sich machtvoll um alle Probleme zu kümmern, die ihr aus Armut und Existenznot erwachsen, mit denen sie auch in Zukunft ganz fest rechnet. Ausgerechnet am berechnenden Gequatsche von Unternehmern und Politik über das Grundeinkommen wäre also zu lernen, wie verbissen die Macher des Kapitalismus darauf bestehen, dass Armut und Wachstum untrennbar zusammengehören.

In die Debatte, ob die schöne Idee des bedingungslosen Grundeinkommens durch die unverhoffte Schützenhilfe nun endlich möglich oder in den ‚falschen Händen‘ missbraucht wird, mischt der Vortrag sich nicht ein. Der Vorschlag ist weder zu bescheiden, noch unrealistisch und schon gar nicht menschengerecht – sondern ein einziger, fataler Irrtum über den Charakter von Arbeit und Reichtum in dieser Gesellschaft.

[vortrag&diskussion] Das ‚bedingungslose Grundeinkommen‘ und sein unheimlicher Freundeskreis beweisen: Der Kapitalismus ist einfach unverbesserlich!

Ort: BOCHUM, Ruhr-Universität (RUB), AStA-Kulturcafé
Zeit: Dienstag, 16. Januar 2018 um 19:00 Uhr
Veranstalter: Kritik und Argumente
Eingeladen ist ein Referent des GegenStandpunkt-Verlags

Ein Rezept gegen unzeitgemäße Armut? – Das ‚bedingungslose Grundeinkommen‘ und sein unheimlicher Freundeskreis beweisen: Der Kapitalismus ist einfach unverbesserlich!

Linke Vertreter der Idee meinen, dass die Armut, die in unserer Marktwirtschaft Marke BRD heimisch ist, angesichts beeindruckender Warenberge und Produktivkräfte eigentlich überflüssig und die Möglichkeit ihrer glücklichen Überwindung deswegen mit Händen zu greifen ist: Mit der passenden Dosis Umfairteilung wollen sie dem Kapitalismus die Bedrohung durch Armut abhandeln, die so vielen seiner Insassen zu schaffen macht.

Solche wohlmeinenden Ideen fangen sich seit jeher von den ideellen wie den wirklichen Sachwaltern der ‚herrschenden Zustände‘ mit dem Verweis auf eben diese ‚herrschenden Zustände‘, die ‚nun mal‘ so sind, wie sie sind, ihren antikritischen Konter ein: Sie beißen sich an der unumstößlichen marktwirtschaftlichen Realität einfach die Zähne aus und ihre Vertreter blamieren sich als realitätsferne Träumer – was ganz selbstverständlich für die ‚Realität‘ und gegen die Verbesserungsideen sprechen soll.

Doch mittlerweile hat das bedingungslose Grundeinkommen neue, mächtige Freunde gewonnen: In Davos und anderswo wird der Vorschlag von Industriekapitänen und Konzernvorständen selbstbewusst aufgegriffen und als Antwort auf die ‚Probleme‘ ihrer schönen neuen ‚Arbeitswelt 4.0‘ ins Spiel gebracht – die sie in den goldenen Zeiten digitalisierter Weltmarktkonkurrenz mittels Massenentlassungen und Niedriglöhnen auch weiterhin tüchtig herzustellen gedenken. Und auch die Politik denkt über das Grundeinkommen nach; darüber nämlich, ob es nicht ein zeitgemäßer Ersatz für die ein oder andere kompliziert konstruierte Sozialkasse sein könnte – und kündigt damit an, sich machtvoll um alle Probleme zu kümmern, die ihr aus Armut und Existenznot erwachsen, mit denen sie auch in Zukunft ganz fest rechnet. Ausgerechnet am berechnenden Gequatsche von Unternehmern und Politik über das Grundeinkommen wäre also zu lernen, wie verbissen die Macher des Kapitalismus darauf bestehen, dass Armut und Wachstum untrennbar zusammengehören.

In die Debatte, ob die schöne Idee des bedingungslosen Grundeinkommens durch die unverhoffte Schützenhilfe nun endlich möglich oder in den ‚falschen Händen‘ missbraucht wird, mischt der Vortrag sich nicht ein. Der Vorschlag ist weder zu bescheiden, noch unrealistisch und schon gar nicht menschengerecht – sondern ein einziger, fataler Irrtum über den Charakter von Arbeit und Reichtum in dieser Gesellschaft.

[veranstaltungstipp] Fortsetzung: „Raketenmann“ vs. „dementer US-Greis“

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am Dienstag, den 19. Dezember 2017, um 19.00 Uhr

„Raketenmann“ vs. „dementer US-Greis“
Nordkoreanisch-amerikanische Fortschritte in Sachen Souveränität und Weltmacht

Im Frühsommer 2017 eskaliert zwischen Nordkorea und den USA der (atom-)kriegsträchtige Konflikt, von dem die professionellen Beobachter des Zeitgeschehens einerseits wissen, dass er Tradition hat, andererseits, dass diesmal die Dinge doch etwas anders, viel gefährlicher liegen als bisher. Anders als bisher nimmt sich auf jeden Fall die von ihnen vorgenommene Verteilung von Schuldsprüchen aus, die sie schon für das vollgültige Urteil über die Sache halten.

In dieser Hinsicht ist ein neuer Trend zu etwas mehr Ausgewogenheit zu vermelden, so dass Nordkorea bisweilen tatsächlich so etwas wie ein – zynisches, aber immerhin – „nachvollziehbares Kalkül“ attestiert wird, wie sich umgekehrt die USA, die ja seit Jahresbeginn der bei uns nicht so gut angesehene D. Trump regiert, von ihnen „wenig hilfreiche Scharfmacherei“ bis hin zu „bewusster Eskalation“ und gar „eine für die ganze Welt gefährliche Kriegstreiberei“ vorwerfen lassen müssen.

Auf diese Weise kommt weder zur Sprache, was der weltpolitische Gehalt des mehr als 60 Jahre andauernden Konfliktes war und ist, noch das, was die wirklichen Neuerungen des Jahres 2017 sind.

Wer nicht damit zufrieden ist, sich die kriegsträchtige Lage im pazifischen Raum als das Werk von verrückten Machtmenschen zu erklären, sollte auch den nächsten Termin nicht verpassen.

Wir wollen die Diskussion vom 28.11. fortsetzen und wenn noch Zeit ist, damit beginnen, Kataloniens demokratischem Kampf um die Freiheit einer neuen Staatsgewalt zu besprechen:

Katalanischer Sezessionismus gegen spanischen Zentralismus

Zweimal Volk, Staat und Nation zum Abgewöhnen

In Katalonien eskalieren Sezessionisten gegen die Zentralgewalt ihr Projekt einer eigenständigen katalanischen Staatlichkeit.

Dürfen die Katalanen das? – lautet die erste Frage, die alle für spannend halten; nur wir nicht. Sie ist nämlich albern angesichts des Kampfes darum, von welcher nationalen Staatsgewalt die Katalanen in Zukunft als ihr Volk verbucht werden, die ihnen praktisch vorgibt, was sie dürfen und was nicht. Und dass so ein Kampf um die legitime Staatsgewalt übers Volk ganz selbstverständlich mit Gewalt gegen das Volk bzw. seine aufsässigen Teile geführt wird, also ohne Opfer durch das liebe Volk nicht zu haben ist, führen katalanische Sezessionisten und spanische Zentralgewalt in aller Abgebrühtheit vor.

Kann man die Katalanen nicht verstehen? – auch diese Frage interessiert uns eher nicht. Alle Antworten, die man darauf für gewöhnlich hört, sind nämlich keine, triefen dafür aber für Verständnis. Das gilt für die lange glorreiche, also trostlose und blutige Geschichte, die kein heutiger Katalane selber erlebt hat; das gilt für die Sprache, in der genauso viel Sinn und Unsinn geredet wird, wie in jeder anderen; das gilt ebenso für das Gerede von einer überlegenen katalanischen Tüchtigkeit, die auch in Katalonien offenbar vor allem in der Verachtung fürs als minder tüchtig angesehene spanische Restvolk besteht. Und das gilt erst recht für alle Verweise auf die schlimmen ökonomischen Lebensumstände, die im Zuge der Krise und der Krisenbewältigung des letzten Jahrzehnts die Existenz vieler Katalanen versaut haben: Denn weder unterscheiden sich diese Lebenslagen von denen der Krisenopfer im Rest Spaniens, noch sind sie eine Gemeinsamkeit zwischen den Katalanen; auch unter denen soll es ja die marktwirtschaftlich einschlägigen Unterschiede zwischen oben und unten, reich und arm geben.

Was taugt der in Katalonien aufsässig werdende volkstümliche Wunsch nach einer echt eigenen Herrschaft? – das ist darum die einzig wirklich spannende Frage. Denn auch wenn es heutzutage als ganz normal gilt: Einfach so einleuchtend ist jedenfalls nicht, wenn die durch die Taten ihrer politischen Herren in Madrid zum Wohl und Wiederaufstieg des spanischen Kapitalismus gebeutelten Massen auf nichts anderes kommen, als sich andere Herren zu wünschen, die ihnen den selben Kapitalismus dann auf Katalanisch verabreichen.