[veranstaltungstipp] Wenn Staat und Kapital für ‚Flexibilisierung‘ werben

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jourfixe in Dortmund – RegelmäßigerDiskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am 22.01.2019, um 19.00 Uhr

Wenn Staat und Kapital für ‚Flexibilisierung‘ werben

 – dann sind sie es sich regelmäßig schuldig, den von ihnen flexibel gemachten Arbeitnehmern zu erläutern, dass und inwiefern ihre Initiativen auch und gerade für die Bedürfnisse moderner Arbeitnehmer eine gute Nachricht sein sollen. So zuletzt geschehen im benachbarten Österreich, dessen Regierung 2018 unter dem Protest der Gewerkschaften der jahrelangen Forderung der Arbeitgeber nachkommt, dem

12-Stunden-Tag

den Weg zu bereiten. Ihnen ist künftig gestattet, ihre Belegschaften bis zu 12 Stunden durcharbeiten zu lassen, ohne dass es dafür noch einer Vereinbarung mit dem Betriebsrat bedarf. Der Arbeitnehmer bekommt dazu eine ‚Freiwilligkeitsgarantie‘ geschenkt, wonach er die 11. und 12. Stunde „ohne Angabe von Gründen“ ablehnen und „deswegen nicht benachteiligt werden“ darf.

Damit sich keiner in der Alpenrepublik darüber täuscht, wie notwendig und vernünftig das neue Arbeitszeitgesetz ist, betreibt die Unternehmervertretung eine großflächige Aufklärungskampagne in Lyrik und Prosa und wirbt für dessen allseitige Vorteile. In der Empörung, die sie von den Betroffenen erntet, gehen ihre Auskünfte über ein paar hässliche Wahrheiten bezüglich der ersten 8, 9 oder 10 Stunden des Arbeitstages und der verbleibenden Freizeit, mit denen sie ihr Publikum agitiert, leider ziemlich unter. Sie und auch ihre gewerkschaftlichen Widersacher geben auf ihre Weise Auskunft über die Widersprüche der Erwerbsquelle Lohnarbeit, die – auch in gschpasiger Mundart vorgetragen – alles andere als eine österreichische Spezialität sind, sondern zur kapitalistischen ‚Arbeitswelt‘ und ihren anerkannten Fortschritten gehören:

„10 Stunden waren schon immer möglich, jetzt sind dann 12 erlaubt. Worauf dir vor täglich überlanger Arbeit graut. Doch die 12 sind nur für Spitzen, meist bleibst bei 40 Stunden und bezahlt wird’s – Hand drauf – eh’ als Überstunden! … Zählst du’s zamm, unterm Strich kriegst du auch mehr heraus oder gehst dann, wenn’s mal passt, auch viel früher z’haus“

„Hast Familie und Beruf, fragst dich, wie das gehn soll, ist dein Tag schon ohne Kids mit allerhand Aufgaben voll, mit flexiblen Arbeitszeiten kannst du’s besser einteilen und brauchst dich wie bisher üblich nicht mehr täglich zweiteilen.“

„Geht’s dem einen gut, dann geht’s uns allen gut, das will ja jeder, das ist doch klar. Schauen wir aufeinander und nach vorn mit Mut, dann rennt’s für Österreich ganz wunderbar.“ (alle Zitate: Wirtschaftskammer Österreich)

Darüber wollen wir auf unserer Veranstaltung diskutieren.

Material zur Veranstaltung:

Zitate

http://www.gegenargumente.de/material/aktuell/zitate/2019_01_12h_tag_zitate.pdf

„Ein 12-Stunden-Tag für Österreich: Von der Schwierigkeit der Lohnarbeiter, mit Zeit und Geld umzugehen“ (Artikel aus dem GegenStandpunkt 4-18)

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/12-stunden-tag-fuer-oesterreich