
Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion
bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion
Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am 11.02.2020, um 19.00 Uhr
Juristisch gleich, moralisch geachtet, schlecht behandelt:
Die Frau im Kapitalismus
Auch
nach der längst erreichten rechtlichen Gleichstellung mit dem Mann, auch
nachdem Frauen heute die Mehrheit der Abiturienten stellen, dabei die besseren
Noten haben, in vielen Studiengängen die Mehrheit der Studenten stellen,
nachdem sie manche vordem als Männerdomänen bekannte Berufsfelder erobert
haben, gibt es noch immer genug Diskriminierung und sexuelle Unterdrückung des
weiblichen Geschlechts.
Frauen
führen den Kampf dagegen, indem sie der Männerwelt den Vorwurf machen, nach wie
vor den fälligen Respekt für die Selbstbestimmung und eine selbstbewusste Rolle
der Frau zu verweigern, in einem alten Denken und gestrigen Rollenbildern der
Geschlechter zu verharren. Mit der Forderung nach Respekt rennen die
Protagonisten der Geschlechtergerechtigkeit überall – in Politik,
Öffentlichkeit und schon gleich im akademischen Bereich – offene Türen ein.
Sieht
man von ganz konservativen Kreisen, die vom traditionellen Familienbild nicht
lassen wollen, und von den Kultfiguren des Gangsta-Rap ab, gibt es keine
Stimme, die vor den Frauen als vollwertigen, beruflich und überhaupt
selbstbestimmten Mitgliedern der Gesellschaft nicht den Hut ziehen würde.
Überall gibt es Gleichstellungsbeauftragte, Frauenförderung und
Frauenlehrstühle; an Unis und im linken Milieu ist das „Gendern“ verbreitet:
Durch die Modifikation von Wörtern und Grammatik besteht man darauf, dass in
jedem Satz, in dem von menschlichen Subjekten die Rede ist, der Frau noch
einmal eigens gedacht und ihr die Ehre erwiesen wird.
–
Woran liegt es dann, dass der allgemein bekräftigte gute Wille nicht viel
ändert an den sozialen Benachteiligungen, Beleidigungen, An- und Übergriffen,
die Frauen erfahren?
–
Woran liegt es, dass die offizielle Moral sich von der praktisch gelebten so
trennt?
–
Anders gefragt: Haben die gesellschaftlichen Positionen und Rollen, auf die die
Frauen festgelegt sind, nicht doch handfestere Gründe als frauenfeindliche
Vorurteile der Männer, Gründe, denen man mit dem Einfordern und Abliefern von
Respektbezeugungen überhaupt nicht beikommt?