Archiv für den Monat: Mai 2017

[vortrag&diskussion] Donald Trump: Ein neuer Führer für das großartigste Volk der Welt

Ort: BOCHUM, Ruhr-Universität (RUB), AStA-Kulturcafé
Zeit: Dienstag, 23. Mai um 19:30 Uhr
Veranstalter: Kritik und Argumente
Eingeladen ist ein Referent des GegenStandpunkt-Verlags

Dass Trump in Deutschland keine gute Presse hat, verwundert uns nicht. Er verkündet mit der Macht eines US-Präsidenten, die jeder gute – also gerade jeder regierende – Deutsche einfach nur neidvoll zur Kenntnis nehmen kann, ja nicht nur einen Aufbruch seiner wunderschönen amerikanischen Heimat. Die regierenden Anwälte weltweiten deutschen Geschäfts und machtvoller deutscher Verantwortung in Europa und darüber hinaus sowie ihre einfühlende nationale Öffentlichkeit bemerken auch: Der neue Mann im Weißen Haus hat mit seiner Unzufriedenheit über den Zustand seiner Nation und mit seinem Versprechen, America wieder so great zu machen, wie es der Nation nach seinem Dafürhalten zusteht, nicht zuletzt den Ambitionen und den wie selbstverständlich reklamierten Anrechten Deutschlands den Kampf angesagt.

Dass die hiesige Trump-Schelte sich gern als Sorge um die Demokratie in Amerika vorträgt, finden wir auch nicht verwunderlich: Deutscher Kosmopolitismus besteht nun einmal darin, die ganze Welt am Maßstab ihrer Nützlichkeit für ‚uns‘ zu messen und jede Abweichung davon als Verstoß gegen die völkerübergreifend guten Sitten demokratischen Regierens zu brandmarken. Soviel haben deutsche Weltbürger offensichtlich von den USA gelernt: Für eine international führende Macht gehört es sich einfach, die Ausrichtung anderer Staaten an ihren ausgreifenden Ansprüchen mit dem Verweis auf die Verantwortung für gemeinsame Werte und Ver – pflichtungen einzufordern, als deren Anwalt, Richter und Aufpasser man sich präsentiert.

Dass deutsche Trump-Feinde für ihr Urteil antideutscher, also un- bis antidemokratischer Umtriebe im Weißen Haus haufenweise Belege finden, ist daher einerseits ausgemachte Sache. Was ihrem nationalistischen Blick auf den Mann im Weißen Haus als ‚Populismus‘ unliebsam aufstößt, das hat andererseits aber durchaus Substanz in den programmatischen Stellungnahmen und den öffentlich zelebrierten Methoden Trumps. Die passen tatsächlich nicht zum gewohnten Kanon einvernehmlichen nationalen Regierens und Regierungswechsels, dem dessen Anhänger den griechischen Ehrentitel – ‚Demokratie‘ – vorbehalten. Donald Trump hegt nämlich eine ehrliche Hochachtung vor seinem Volk und dessen Anspruch auf Herrschaft, dem er unbedingt zu seinem Recht verhelfen will.

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Unser Angebot: Im Unterschied zu allen nationalistischen Liebhabern der demokratischen Staatsform können wir erklären,

was Donald Trump meint, wenn er von „the people“ spricht;

warum er und halb Amerika davon ergriffen sind, dass er als Milliardär sich mit amerikanischen Fabrikarbeitern eins und einig präsentiert;

wieso er als Inhaber des höchsten aller institutionalisierten Ämter ausgerechnet die Institutionen und Ämter der USA als „Establishment“ beschimpft und so manche von ihnen nach Kräften bekämpft;

welche Mission für sein Volk und seine Nation er nämlich verfolgt, wenn er mit dem, was er beiden versprochen hat, im Amt ernst macht.

[veranstaltungstipp] Der deutsche Kapitalismus: Lebensstandard und sozialstaatliche Fürsorge im reichsten Land Europas

Die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion bietet die Gelegenheit zur politischen Diskussion

Jour fixe in Dortmund – Regelmäßiger Diskussionstermin

Ort: Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 (Hbf Nordausgang), Dortmund, Raum 226
am Dienstag, 09. Mai, um 19.00 Uhr

‘Ausbeutung’ und ‘Armut in Deutschland? Dass viele Menschen hart arbeiten und zu wenig Geld haben, um davon ordentlich zu leben, bestreitet niemand. Dem Urteil, dass sein Lebensinhalt die Dienstbarkeit an fremdem Nutzen ist, will sich aber einfach so keiner von denen anbequemen, die sich dafür einspannen lassen. Denn nach Arbeitsende und mit dem verdienten Lohn eröffnet sich das geschätzte Reich der Freiheit, mit der jeder anfangen kann, was er für wichtig hält, und Millionen probieren, den Traum vom Lohn der Mühen wahrzumachen. Die Eigenart ihrer Mühen, sich für sie nicht zu lohnen, bewirkt, dass viele Herausforderungen zu bewältigen sind, um sie für sich lohnend zu machen. In der Tat kann der deutsche Normalverbraucher sich einiges leisten von dem reichhaltigen Warenangebot, auch die wirklich Armen werden nicht vergessen: Ein Blick auf die Notwendigkeiten und Späße des freien Privatlebens sowie auf die Hilfen unseres Sozialstaates zeigt, wodurch Konsum und Lebensstandard in Deutschland bestimmt sind.

Lesetipp: „Merkels Land – I. Der deutsche Kapitalismus II. Lebensstandard und sozialstaatliche Fürsorge im reichsten Land Europas“ (GSP 3-16)

Buchvorstellung: Gesundheit – ein Gut und sein Preis

Montag, 8. Mai 2017, 19.30 Uhr
Bochum, Ruhruniversität, KulturCafé, Universitätsstraße 150

Veranstalter: Kritik und Argumente / Referentin: Sabine Predehl, Autorin

Mit einer Kritik am Gesundheitswesen macht man sich leicht Freunde. Kaum eine gesellschaftliche Einrichtung wird so mit Kritik bedacht wie der Medizinbetrieb: dass es allzu vielen Vertretern mehr ums Geld als um ‚ihre‘ Patienten geht, dass es ihnen an Können fehlt, dass Kassenbeiträge zu hoch sind und an Versorgungsleistungen gespart wird… Und als Gipfel der Kritik wird gefordert: Gesundheit darf keine Ware sein!
 
Kaum ein Metier genießt gleichzeitig ein so hohes Ansehen wie das Medizinwesen, das damit befasst ist, der Gesundheit aufzuhelfen. Alle Einwände leben ja von der Hochachtung vor einer Heilkunst, nach deren Diensten ein wachsender Bedarf besteht und der die Kundschaft nie ausgeht.
 
Diese kritische Hochachtung vor Auftrag und Leistung des medizinischen Dienstes an der Gesundheit, ist die Sache des Buches, das im Vortrag vorgestellt werden soll, nicht. Es klagt nicht ein Mehr und Besser an heilsamen Dienstleistungen ein, sondern erklärt und kritisiert,
 
• inwiefern der massenhafte Bedarf nach Gesundheit und seine Betreuung ein schlechtes Licht auf die Gesellschaft und den Dienst werfen, den die Medizin mit ihrem Ethos des Heilens und Helfens leistet;
 
• woher der nie zufriedenzustellende Bedarf stammt, den das Gesundheitswesen betreut. Dass und wie namlich das System der Marktwirtschaft die massenhaften Falle von Krankheiten produziert, die nicht zufällig „Volksseuchen“ oder „Zivilisationskrankheiten“ heißen;
 
• warum die individuellen Bemühungen, sich, soweit es Zeit, Geld und sonstige ‚private Umstände‘ zulassen, um seine Gesundheit zu kümmern, so wenig tauglich sind, bzw. wozu sie taugen: Ihr einzig wirklich garantiertes Ergebnis besteht darin, sich an der privaten Bewältigung von lauter gesellschaftlichen ‚Umständen‘ abzuarbeiten, die systematisch krank machen;
 
• wie verkehrt die Medizin mit ihrem praktischen Standpunkt der individuellen Betreuung die gesellschaftlichen Ursachen in den Blick nimmt; als äußeren Anlass und Auslöser von Beschädigungen an Körper und Geist der Gesellschaftsmitglieder, um deren Behandlung am einzelnen Patienten sie sich dann nach bestem Gewissen und naturwissenschaftlichen Wissen kümmert;
 
• welchen gesellschaftlichen Auftrag die Ärzteschaft mit ihren praktischen Hilfsdiensten an der Gesundheit der Patienten und ihren Ratschlägen zu ‚vernünftigerer‘ Lebensweise und besserem Umgang mit ‚gesundheitsschädlichen Gegebenheiten‘ erfüllt, was also das staatliche Gesundheitswesen leisten soll und leistet, wenn es allen Bürgern Zugang zu den Errungenschaften der Medizin gewährt: einen unverzichtbaren Beitrag zum Funktionieren einer Konkurrenzgesellschaft, deren Folgen der Staat betreut und in der sich die Leute zu ihrem nicht nur gesundheitlichen Schaden bewähren und behaupten müssen und wollen.
 
Der Vortrag will dazu einige Argumente liefern und zur Diskussion stellen.